Die Music Publishers Association (MPA) macht zur Zeit ihre Drohung aus dem vergangenen Winter wahr, wo sie ein härteres Vorgehen gegen Anbieter von Tabulaturen angekündigt hatte. Inzwischen haben die grössten Vertreter dieser Angebote wie OLGA, Guitartabs.cc oder MySongbook Aufforderungen erhalten ihre Angebote zu deaktivieren, resp. nicht mehr zugänglich zu machen.
Die Vereinigung von Produzenten und Musikverlagen erhielt darauf zahlreiche Reaktionen von Gitarristen, die sich über das drohende Aus der kostenlosen Tabseiten beschwerten. Im Frühling liess die MPA eine ausführliche Erklärung folgen, in der sie auf die diversen Fragen und Vorwürfe eingingen. Seitens der Gitarristen sind dies die fehlende Verfügbarkeit von offiziellen Tabbüchern, will heissen, dass gesuchte Songs entweder sehr spät oder gar nie in Songbüchern auftauchen.
Das Hauptaugenmerk der ganzen Diskussion liegt jedoch auf der Annahme vieler Gitarristen, dass ein von ihnen transkribierter Song eine persönliche Interpretation des jeweiligen Stückes ist. In der Tat ist das eine schwer nachvollziehbare Grauzone. Wenn ich mir etwas raushöre und aufschreibe, z.B. um einen Song covern zu können, ist das völlig legal. Lediglich die breite Veröffentlichung über das World Wide Web ist nicht in Ordnung, da auf diese Weise offizielle Notationen des Komponisten konkurrenziert werden.
Auch wenn die Verleger und Produzenten in ihrer Sache Recht haben, wundere ich mich, ähnlich wie bei den Majorlabels, über mangelnde Aufklärung und Taktgefühl in der Kommunikation mit dem Kunden – in diesem Fall mit dem Gitarristen. Die mit Wörtern wie “illegal” oder “stehlen” unterlegten, agressiven Äusserungen müssen wirklich nicht sein. Dazu kommt, dass, ähnlich wie in der ganzen Copyright-Diskussion bei der Musik, auch hier seitens der Anbieter innovative Alternativen fehlen.
Wie wenn ich Musik kaufe, möchte ich auch bei Tabulaturen frei auswählen können. Weshalb gibt es noch keine Angebote, bei denen ich mir online Tabs aussuchen, herunterladen und mit einer Pauschalvergütung bezahlen kann?
[…] Nachtrag: Besonnenere Worte als ich, und sicherlich auch Richtigere, findet das stringworks blog […]