Ab und zu hört man einen Musiker, der mit seinem Instrument das ganze Publikum verzaubert. Ein Ausnahmekünstler, der geradezu dafür geboren scheint ein Instrument zu spielen. Legenden wie Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughan, die mit ihrer Spielweise ganze Generationen von Musikern beeinflusst haben. Ob es solche Ausnahmetalente jemals wieder geben wird? Dass nichts dagegen spricht beweisen einige vielversprechende Gitarristen der Gegenwart.
Einer von ihnen ist Joe Bonamassa. Das Multitalent wurde am 8. Mai 1977 in New York geboren und spielte bereits im zarten Alter von vier Jahren auf einer Kindergitarre mit Kurzmensur. Mit sieben wechselte er schliesslich auf die normale Grösse. Die frühe Begeisterung für das sechssaitige Instrument hatte Bonamassa grösstenteils seinem Vater zu verdanken, der ein Gitarrengeschäft besass.
Als aussergewöhnlich kann seine frühe Begeisterung für den Blues bezeichnet werden. „Stevie Ray Vaughan war für mich schon ganz früh ein grosses Idol. Ich habe den Blues und den verführerischen Sound der Stratocaster sofort geliebt,“ beschreibt er seine Infektion mit dem Blues-Virus.
Mit zehn Jahren hatte Joe seine ersten lokalen Auftritte. Nur zwei Jahre später wurde er eingeladen als Vorgruppe für B.B. King aufzutreten. Die Blueslegende war vom jungen Bonamassa begeistert: „Dieser Junge hat ein enormes Potential, er hat noch nicht mal an dessen Oberfläche gekrazt. Er ist einzigartig,“ schwärmte King. Lobeshymnen gab es später auch von anderen Grössen wie Danny Gatton, Eric Clapton, Buddy Guy oder Robben Ford, mit denen Joe Bonamassa ebenfalls auf der Bühne stand.
Später lernte Joe an der US-Westküste Berry Oakley Jr. kennen, Sohn des Allman-Brothers Bassisten. Joe und Berry taten sich zusammen und fanden schliesslich weitere Musiker, darunter Miles Davis` Sohn Erin, mit denen sie die Band „Bloodline“ gründeten. Die Formation brachte eine gleichnamige CD heraus, die ihnen erste Erfolge bescherte.
Nach dem sich Bloodline aufgelöst hatten, begann Joe sich nicht nur mit seinem Gitarrenspiel zu begnügen und nahm Gesangsunterricht. Sein erstes Album „A New Day Yesterday“ kam 2000 auf den Markt und wurde von der Produzentenlegende Tom Dowd aufgenommen. Bonamassa liess darauf mit einigen Coverversionen seine musikalischen Einflüsse durchblitzen. So arrangierte er den Titelsong, ein ehemaliges Jethro Tull-Stück, völlig neu und zollte mit dem „Cradle Rock“ seinem Vorbild Rory Gallagher Tribut.
2002 nahm Joe Bonamassa sein zweites Album „So It`s Like That“ auf und liess ein Jahr später mit „Blues Deluxe“, einer Hommage an das Year of the Blues, seine dritte CD folgen. Das 2004 erschienene „Had To Cry Today“ vereint kraftvollen Bluesrock mit Country-Elementen. Nach seiner ersten Live-Auskopplung „A New Day Yesterday – Live“ machte sich der junge Bluesgitarrist an seine fünfte Studioproduktion – „You and Me“. Auf dem Weg seinen persönlichen Stil zu finden, lässt er es auf diesem Album im Vergleich zu den Vorgängern etwas weniger rockig angehen.
WICHTIGSTE ALBEN:
Sloe Gin
Mit dem siebten Album zeigt Joe Bonamassa sein ganzes Spektrum an Songwriting, Gesang und Gitarrenspiel. Es ist die bisher abwechslungsreichste Produktion, auf der Stilelemente aus Blues, Rock und Country Platz gefunden haben. Über das Album sagt Bonamassa: „Mit Sloe Gin wollte ich ein Album machen das alles enthält was mich ausmacht“. Songs wie Seagull, Sloe Gin oder Richmond begeistern mit wunderschönen Arrangements, gefühlvollem Gesang und episch anmutender Tiefe.
A New Day Yesterday – Live
Das erste Album „A New Day Yesterday“ gehört zu den rockigeren Produktionen von Joe Bonamassa. Es bietet einen interessanten, temporeichen Mix aus Blues und Rock. Anspieltipps sind der gleichnamige Titeltrack, das popig anmutende „Miss you, Hate you“ und Bonamassas Arrangement von „Don`t Burn Down That Bridge“. Weil ich das Live-Album wesentlich druckvoller und ausserdem sehr gut abgemischt finde, habe ich mich in dieser Liste gegen das Studioalbum entschieden.
Had To Cry Today
Auf dem vierten Studioalbum variiert Joe mit unterschiedlichen Einflüssen und Stimmungen. Der Opener „Never Make Your Move Too Soon“ lädt zu typischem Bluesrock Marke Bonamassa. Ab und zu sind auch Country- und Rockabilly-Einflüsse hörbar. Wer Slow-Blues mag, sollte sich „Reconsider Baby“ anhören. Eine langsame Nummer, die ein wenig an Gary Moore erinnert. Den Titelsong „Had To Cry Today“, ein Steve Winwood-Cover, interpretiert Bonamassa wiederum sehr wuchtig.
DISCOGRAFIE / ALBEN:
Solo
2000 – A New Day Yesterday
2002 – So It`s Like That
2003 – Blues Deluxe
2004 – Had To Cry Today
2005 – A New Day Yesterday – Live
2006 – You and Me
2007 – Sloe Gin
2008 – Live From Nowhere in Particular
2009 – The Ballad Of John Henry
2009 – Live from the Royal Albert Hall
2010 – Black Rock
2011 – Dust Bowl
2012 – Driving Towards The Daylight
2012 – Beacon Theatre – Live from New York
2013 – An Acoustic Evening at the Vienna Opera House
2014 – Different Shades Of Blue
2016 – Blues of Desperation
Black Country Communion
2010 – Black Country Communion
2011 – 2
2012 – Afterglow
2017 – BCC IV
Surftipp: jbonamassa.com – Offizielle Website
Fotos: © by Tara