„Even white people can play the Blues sometimes“. Es gibt Gitarristen mit weisser Hautfarbe, die die Richtigkeit dieses Satzes beweisen, die einen guten Blues spielen, ihn beispielsweise mit Rock mischen und ihm eine eigene Note geben: Eric Clapton ist ein Beispiel dafür, ebenso Johnny Winter oder Jeff Healey. Und mit Sicherheit gehört auch Stevie Ray Vaughan zum Kreis dieser Menschen.
Natürlich sollten ein Blues-Gitarrist und auch ein Bluesrockgitarrist ihr Instrument beherrschen, ebenso wichtig ist aber das Gefühl, das sie mit ihrem Spiel vermitteln. Guter Blues hat Seele, klagt, ohne dass es verbittert klingt, weckt bisweilen Melancholie, dann wieder Energie, die Kraft zu geben vermag, auch in schwierigen Zeiten.
Stevie Ray Vaughan hat verstanden, was Blues bedeutet; er gab ihm ein modernes Gewand, gab ihm oftmals etwas Rockiges, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Zu den Musikern, die ihn musikalisch beeinflussten, gehören B.B. King, Albert King, vor allem jedoch Jimi Hendrix und auch sein Bruder Jimmie Vaughan, der zu den Gründungsmitgliedern der Fabulous Thunderbirds gehörte und im Blues Brothers 2000 Film in der Band „The Louisiana Gator Boys“ mitspielte. Stevie Ray Vaughans Spiel wird dominiert von eher selten verzerrtem Sound, von überraschenden Wechseln von Akkorden und Läufen, von spielerischen Akzenten, die dem Standard-Blues neue Farbe gaben.
„Number One“ hiess seine Fender – Standardgitarre, von der einige Nachbauten der Firma Fender existieren; sie zeichnete sich durch einen dicken Hals, hohe Saitenlage und extrem dicke Saiten aus. Glaubt man diversen Quellen, so war Stevie Ray Vaughans Beziehung zu seiner Gitarre so etwas wie Liebe auf den ersten Blick: 1974 soll er sie in Austin (Texas) gesehen und ohne sie Probe zu spielen gekauft haben. Fender hat nach Stevie Ray Vaughans Tod eine Stevie Ray Vaughan Signature Gitarre herausgebracht. Wie Songs a la Chitlins Con Carne beweisen, näherte sich Vaughan bisweilen auch dem Jazz; Kreativität sollte sich nicht allzu enge Grenzen setzen. Dieser Satz könnte auch ein Motto Stevie Ray Vaughans gewesen sein. Der 1954 in Dallas geborene Gitarrist starb am 27. August 1990 bei einem Hubschrauberabsturz. Auch dieses tragische Ende eines bedeutenden Musikers wäre wohl Stoff für einen real good Blues.
Kurzbiografie
Einen musikalischen Bruder als Vorbild zu haben, kann bisweilen beflügeln. Bruder von Stevie Ray Vaughan, der am dritten Oktober 1951 in Dallas geboren wurde, war Jimmie Vaughan, der ihm erstmals zeigte, wie eine Gitarre zu klingen vermag und wie man einige Akkorde auf ihr spielt. Stevie Ray Vaughan war damals ungefähr elf Jahre alt. Mit einem Alter von 17 Jahren hält er es in der Schule nicht länger aus; er verlässt sie, um Musiker zu werden. Die Zukunft zeigt, dass diese Entscheidung gut war für die Welt des Blues.
Einige wichtige Begegnungen forcieren die Karriere des jungen Musikers. Auf einer privaten Party, auf der er mit seiner Band Double Trouble spielte, machten ihn Mick Jagger und Keith Richards mit Jerry Wexler, einem berühmten Rhythm and Blues Produzenten bekannt. Wexler sorgte dafür, dass Double Trouble 1982 beim Jazz-Festival in Montreux spielen konnte. David Bowie und Jackson Browne sahen Stevie Ray Vaughan und seine damalige Band Double Trouble dort; Bowie engagierte ihn daraufhin für sein Album Let`s Dance“, wo Vaughan beispielsweise in Bowies Song „China Girl“ die Leadgitarre spielte und bewies, dass er auch bei Popsongs die richtigen Akzente zu setzen vermochte. Browne überliess Stevie Ray Vaughan und seiner Band sein Studio.
Man könnte meinen, der erfolgreich werdende Gitarrist hätte ein glückliches Leben geführt; dem war aber nicht immer so. 1986 und 1987 hatten der Whiskey und Kokain Stevie Ray Vaughan fest im Griff. Während einer Tour in Deutschland im Jahr 1987 erkrankte Vaughan aufgrund seiner Abhängigkeit, hielt irgendwie drei weitere Shows durch, ehe er in London ins Hospital eingeliefert werden musste. Behandelt wurde er von Dr. Victor Bloom, der auch Musikern wie Pete Townsend und Eric Clapton bereits im Kampf gegen Abhängigkeit geholfen hatte. Vaughan gewann den Kampf gegen Alkohol und Kokain, sollte aber dennoch nur drei weitere Jahre leben. Er starb frühmorgens am 27. August 1990. Zu jener Zeit befanden er und seine Band Double Trouble sich auf Tour mit Eric Clapton und Robert Cray. Dichter Nebel liess den Hubschrauber, den er bestiegen hatte, gegen einen Berg prallen. „The Sky is crying“: So heisst einer der Songs on Stevie Ray Vaughan. Vielleicht… weinte er wirklich? Im Jahr 2000 wurde Stevie Ray Vaughan posthum in die Blues Hall of Fame aufgenommen.
Bands
Stevie Ray Vaughan überzeugte sowohl als Musiker für andere Stars der Musikszene als auch als Mitglied seiner Band Double Trouble. Ab 1976 spielte Vaughan in einer Band namens „Triple Threat“; als der Sänger die Band 1978 verliess, übernahm Vaughan neben der Gitarre auch den Gesangspart und aus „Triple Threat“ wurde Double Trouble; der Name stammt aus einem Song von Otis Reading. Jackie Newhouse (Bass) und Chris „Whipper“ Layton (Drums) hiessen Vaughans Mitmusiker, wobei statt Newhouse ab 1980 Tommy Shannon den Bass-Part übernahm. Wie bereits erwähnt, machte sich die Band einen Namen und spielte 1982 in Montreux. 1983 folgte das erste Album mit dem Titel „Texas Flood“, 1984 ein zweites namens „Couldn’t Stand The Weather“. „Wie eine wildgewordene Dampframme, die mit 160 Sachen die Hauptstrasse lang prescht“ schrieb das Magazin Billboard über Vaughans Spiel in frühen Tagen.
Bereits ein Jahr später kam dann ein drittes Album heraus, das Vaughan von einer anderen, jazzigeren Seite zeigte. Anschliessend jedoch kam jene Phase für Stevie Ray Vaughan, die durch Alkohol und andere Drogen geprägt war und in der nur 1986 das Live-Album „Live Alive“ erschien; von der Sucht befreit, produziert Vaughan 1989 „In Step“, eine Rückkehr zu seinen Blues-Wurzeln, und zeigte damit noch einmal all seine Qualitäten. „In Step“ von Vaughan bekam einen Grammy als Best Blues Record; zwei weitere Alben wurden nach Stevie Ray Vaughans Tod im Jahr 1990 veröffentlicht: „Family Style“ mit seinem Bruder Jimmie Vaughan und das Album „The Sky is Crying“, für das Stevie Ray Vaughan posthum ebenfalls einen Grammy bekam. Stevie Ray Vaughan arbeitete nicht allein mit seinen Double Trouble Musikern zusammen; bereits beschrieben hatten wir seinen Auftritt auf David Bowies „Let’s dance“ – Album. Daneben spielte er etwa bei „Living in America“ von James Brown und der „First we take Manhattan“ – Version von Jennifer Warnes und Leonhard Cohen mit.
Diskografie / Alben
1983 – Texas Flood
1984 – Couldn’t Stand the Weather
1985 – Soul to Soul
1986 – Live Alive
1989 – In Step 1989
1990 – Family Style
1991 – The Sky is Crying
Fotos © W.A. Williams