Der ehemals übermächtigen Musikindustrie schwimmen die Felle davon – sprich, die Tonträgerverkäufe. Keine neue Tendenz, aber nach wie vor ein heisses Eisen. Seit dem Ende von allofmp3.com war der Kampf Industrie versus Verbraucherinteressen in den Medien nicht mehr so oft ein Thema. Heute zeugen auf der ehemaligen russischen Download-Plattform nur noch Pressemitteilungen vom damaligen Konflikt mit dem russischen Recht und der IFPI.
Vor fast zwei Jahren (damals im Stringworks Blog) hatte ich schon mal etwas zum Thema geschrieben. Stein des Anstosses war damals eben genau allofmp3.com, die als einzige Plattform weltweit über ein annehmbares Portfolio verfügte und die Songs/Alben keine DRM-Restriktionen enthielten.
Gestern lese ich auf Netzwertig zufällig etwas zum Thema, was mich zu einem neuen Beitrag motiviert. Scheinbar hat sich die Musikindustrie in Deutschland in einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin gewandt. Die Bitte um Unterstützung im Kampf gegen die angeblich ausserordentlich grosse illegale Nutzung von Musik tönt doch sehr wie ein Hilferuf. Ohne jetzt ins Detail zu gehen möchte ich das kurz kommentieren. Der ganze offene Brief wurde von Nerdcore veröffentlicht.
Nerdcore kommentiert das ganze Geschehen sehr treffend. Eine Sache kann ich aber partout nicht verstehen. Da heisst es doch in dem Brief:
So wurden allein im vergangenen Jahr in Deutschland über 300 Millionen Musikstücke illegal aus dem Internet heruntergeladen. Zehnmal mehr, als legal verkauft wurden. Mehrere Millionen Menschen bedienen sich regelmäßig aus Internet-Tauschbörsen und anderen illegalen Quellen im Netz.
Wenn diese Zahlen so stimmen (eine Quelle konnte ich im Brief nicht entdecken), dann heisst das doch nichts anderes, dass da ein gigantisches Potential lauert. Ich meine, das sind ja nur die Zahlen aus Deutschland. Warum schaffen (oder wollen?) es die grossen Labels nicht zusammen eine Download-Plattform auf die Beine zu stellen? Die Vorteile liegen auf der Hand: Gesamtheitliches Künstlerportfolio, einheitliche und faire Preisstruktur gepaart mit der freien Formatwahl (ohne DRM) – was gäbe es besseres?
Mich als Musikfan interessiert es nämlich nicht die Bohne welcher Künstler bei welchem Label unter Vertrag steht. Und es interessiert mich ebenso wenig herauszufinden wo auf welcher Plattform jetzt welche Labels/Künstler zu finden sind. Ich will nur seine Songs. Ich will einen Online-Shop wo ich (zumindest fast) alles finde. Ich will eigentlich nur eines: einfach nur Musik.
Schreibe einen Kommentar