Vom Wunderkind zum etablierten Bluesgitarristen und Sänger. So in etwa könnte man die bisherige Karriere von Joe Bonamassa in einem Satz zusammenfassen. Vor wenigen Jahren ging der Amerikaner noch als Geheimtipp durch. Mittlerweile hat sich Bonamassa nebst seinem Heimpublikum auch in Europa eine statliche Fangemeinde aufbauen können.
„Live From Nowhere In Particular“ ist auf Bonamassas US- und Europa-Tournee zum letzten Studioalbum „Sloe Gin“ entstanden. Dass es gleich ein Doppel-Livealbum geworden ist hat verschiedene Gründe. Da ist einerseits Bonamassas Leidenschaft und Spielwitz, die ihn jenseits von radiotauglichen 3-Minuten-Tracks immer wieder zu Jams und ausgiebigen Soli verleiten. Wer ihn einmal live gesehen hat, weiss, dass Joe Bonamassa seine Fans sehr schätzt und dies in jeder Live-Performance unter Beweis stellt.
Mit „Bridge to better days“ legt das Quartett gleich mächtig los. Es folgt mit „Walk in my shadows“ eine exzellente Coverversion des Free-Klassikers. Nach den ersten beiden Midtempo-Songs schlägt Bonamassa in „So many roads“ ruhigere Töne an – ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr. Dass der Gitarrenvirtuose auch ein ausgezeichneter Sänger ist, wird spätestens jetzt deutlich.
„Mountain Time“ ist schon jetzt einer der beliebtesten Bonamassa-Tracks. Die Leidenschaft und Tiefe transportiert der Amerikaner in diesem Song meisterhaft – ein musikalisches Epos. Klassische Bluesrock-Liebhaber kommen bei „Another kind of love“ auf ihre Kosten. Es folgt mit „Sloe gin“ der Titeltrack des aktuellen Studioalbums, der wiederum zum geniessen und träumen einlädt. Den Abschluss der ersten Scheibe bildet „One of these days“, wieder eine Bluesrock-Nummer mit einem eingängigen Riff.
Nachdem Bonamassa und seine Tourband bereits über eine Stunde gespielt haben folgt „Ball peen hammer“. Auf dem Album „Sloe Gin“ eigentlich ein Bluesrocker, spielt er die Nummer live mit einer 12-saitigen Westerngitarre, was dem Song eine Extraportion Tiefe verleiht. „If heartaches were nickels“ ist ein klassischer Slowblues. „Let`s have some fun, shall we?!“, kündigt Bonamassa die wohl aussergewöhnlichste Nummer auf „Live From Nowhere In Particular“ an. Nur mit einer Akustikgitarre bewaffnet legt er los. „Woke up dreaming“ tönt zuerst wie ein schneller Acoustic Blues, entpuppt sich aber schnell als knapp 8-minütiges Show-Off des aussergewöhnlichen Talents, das da auf der Bühne steht. Beschreiben lässt sich sowas ohnehin nicht. Man muss es live sehen und hören.
Wenn es bis hierhin noch einen Beweis von Bonamassas Fähigkeiten braucht: Er liefert ihn mit „Django / Just got paid“. Das sind 17:53 Minuten pure Spielfreude und Gefühl. Reinhören! Bei „High water everywhere“ greift Joe Bonamassa erneut zur Akustikgitarre und beweist auch mit diesem Song, dass man für guten Bluesrock keinen Strom benötigt. „Asking around for you“ stammt vom Album „You and me“ und ist eine wunderschöne Liebeserklärung an den Blues. Sein Publikum entlässt Bonamassa mit dem rockigen „A new day yesterday“, das er anschliessend mit dem Yes-Klassiker „Starship Trooper“ ausklingen lässt.
Abschliessend lässt sich festhalten, dass Joe Bonamassa hier einen der besten Livemitschnitte abliefert die ich bisher gehört habe. Kevin Shirley, der bereits „Sloe Gin“ produzierte, hat sicherlich seinen Teil dazu beigetragen. Umso unverständlicher, dass das Livepublikum praktisch nicht zu hören ist und so etwas das Live-Erlebnis trübt. Trotzdem, es bleibt eigentlich nur noch eines was diese CD toppen kann: Joe Bonamassa live zu sehen.
Rating:
Tracklist „Live From Nowhere In Particular„:
CD1
1. Bridge to better days
2. Walk in my shadows
3. So many roads
4. India / Mountain Time
5. Another kind of love
6. Sloe gin
7. One of these days
CD2
1. Ball peen hammer
2. If heartaches were nickels
3. Woke up dreaming
4. Django / Just got paid
5. High water everywhere
6. Asking around for you
7. A new day yesterday / Starship Trooper / Wurm
Anhören:
„If heartaches were nickels“
„Sloe Gin“
„Mountain Time“
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