Obwohl er in diesem Jahr erst seinen 32. Geburtstag feiert kann Joe Bonamassa fast ein einhalb Jahrzehnte Erfahrung als Profimusiker vorweisen. Einst als musikalisches Wunderkind gefeiert, hat sich der Amerikaner mittlerweile nicht nur unter Blues-Liebhabern einen Namen gemacht.
„The Ballad Of John Henry“ ist bereits das siebte Studiowerk des Ausnahmegitarristen. Doch wer ist eigentlich dieser John Henry? Wenn man sich auf dessen Suche begibt, erfährt man, dass John Henry eine amerikanischer Volksheld war. Dieser kämpfte im 19. Jahrhundert für die Rechte der Arbeiter und insbesondere gegen die zunehmende Automation der Industrie. So zumindest besagt es die Legende um den „Working class hero“.
Joe Bonamassa eröffnet das Album mit einem ausführlichen Vorwort im CD-Cover, woraus ersichtlich wird, weshalb er diesen Titel gewählt hat. „Was ist, wenn du nie reich und berühmt wirst? Leute, wie meine Mom und mein Dad, sind meine Helden. Sie arbeiten ihr ganzes Leben lang in bedeutenden Berufen und tragen jeden Tag etwas zur Gesellschaft bei. Sie schauen nie zurück und beschweren sich nicht. Das ist es, was The Ballad Of John Henry für mich bedeutet,“ erzählt Bonamassa.
Der Titelsong ist wuchtig und entfaltet sich am besten „wenn er laut gespielt wird“ – wo er recht hat, hat Bonamassa recht. Während seine grosse Stärke in der Vergangenheit bei einfach arrangierten Songs mit Drums, Bass und Gitarre lag, überrascht Bonamassa in „The Ballad Of John Henry“ mit Streichern. Es folgt mit „Stop!“ ein Cover des Sam Brown Klassikers. Der Song ist zwar solide eingespielt und gut umgesetzt worden, aber irgendwie passt der Track nicht so recht in das Gesamtgefüge des Albums.
Mit „Last Kiss“ folgt der erste Bluesrocker, der nach eigenen Aussagen in einem Take zusammen mit der ganzen Band aufgenommen worden ist. „Jockey Full Of Bourbon“ ist nebst dem Titeltrack das zweite Highlight auf der Platte. Der Song besticht durch Bonamassas gefühlvollen Gesang und durch den Mix aus Slide-Licks und einem knackigen Refrain-Riff.
Bei „Story Of A Quarryman“ ist`s vorbei mit der Besinnlichkeit und Joe Bonamassa lässt es einmal mehr krachen. Auch wenn als erstes sein Können auf den sechs Saiten ins Ohr springen, ist es auch bei diesem Track offensichtlich, wie Bonamassa an seinem Gesang gearbeitet hat. „Lonesome Road Blues“ klingt ein wenig nach Dire Straits, was in erster Linie am cleanen Gitarrensound und dem Fingerpicking liegt.
In „Happier Times“ verarbeitet Joe Bonamassa das Ende einer langjährigen Beziehung. Der Song entwickelt sich dank überragender Drumarbeit und ebenso überzeugendem Gesang zu einem weiteren Highlight. Zuweilen erreicht der Track sogar epische Qualitäten und drängt sich geradezu auf, auch live gespielt zu werden.
„Feelin`Good“ ist ein Michael Buble Cover, was mich dazu bringt zu fragen: Muss das sein? Der Song kann nicht überzeugen und fällt im Vergleich zu den vorher genannten ab. Bei „Funkier Than A Mosquitos Tweeter“ betritt Bonamassa ein weiteres Neuland. Die Bläser sorgen für das nötige Funk-Feeling, der Funke springt aber dennoch nicht so recht über.
Von „The Great Flood“ und „From The Valley“ schwärmt Joe Bonamassa seinerseits im Booklet. Dass ihm diese Songs inhaltlich viel bedeuten, merkt man. Musikalisch ist das allerdings etwas magere Kost. Glücklicherweise folgt mit „As The Crow Flies“ ein solider Bluesrock-Track, der richtig Laune macht.
Ungewohnt aufwändige Arrangements, Bläser und Streicher, dazu mehr Fokus auf dem Gesang – Bonamassa setzt mit The Ballad Of John Henry ganz auf die Karte der persönlichen Weiterentwicklung. Auch wenn man ihm diese Konsequenz nicht verübeln kann: Bonamassas Stärke liegt im kraftvollen Bluesrock. Diesen Pfad hat er mit diesem Album ein wenig verlassen.
Rating:
Tracklist „The Ballad Of John Henry“:
01. The Ballad Of John Henry
02. Stop!
03. Last Kiss
04. Jockey Full Of Bourbon
05. Story Of A Quarryman
06. Lonesome Road Blues
07. Happier Times
08. Feelin`Good
09. Funkier Than A Mosquitos Tweeter
10. The Great Flood
11. From The Valley
12. As The Crow Flies
Reinhören:
The Ballad Of John Henry
As The Crow Flies
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