In Europa gab es nicht viele Gitarrenhersteller, die weltweite Erfolge feiern konnten. Framus gehörte zweifellos dazu. Musikgrössen wie John Lennon, Bill Wyman oder Peter Kraus machten die Marke Framus in den Sechziger und Siebziger Jahren international bekannt.
Wie alles begann
Das beschauliche Musikstädtchen Schönbach, das heutige Luby/Tschechien, war in den Vierziger Jahren für seine Geigen und Zupfinstrumente bekannt. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs machte sich Fred Wilfer daran diese Vielfalt an Instrumenten und Ihre Erbauer zusammenzubringen. Zu diesem Zweck gründete er 1946 in Erlangen die „Fränkische Musikinstrumenten-Erzeugung Fred Wilfer K.G.“ – Framus war geboren.
Durch das stetige Wachstum der Firma musste Wilfer immer wieder nach zusätzlichen Fabrikationsstandorten Ausschau halten. Als Hauptproduktionsstätte diente die 1954 in Bubenreuth errichtete Fabrik. Dort waren 170 Instrumentenbauer mit der Produktion von rund 2000 Instrumenten pro Monat beschäftigt. Dazu kam später eine Fabrikation in Pretzfeld, die die Zahl der Mitarbeiter auf über 300 ansteigen liess. Die Framus-Fabrikation war damit die grösste Produktionsstätte für Gitarren in ganz Europa.
Die elektrische Gitarre setzt sich durch
Der Einzug des Rock `n Roll sorgte in den Sechziger Jahren für einige Veränderungen in der Produktepalette von Framus. Die Akustikgitarren mussten zunehmend der elektro-akustischen Schwester Platz machen.
Das lag nebst dem Rock `n Roll-Boom auch an den Gitarristen, die man als Zugpferde für die neusten Produkte gewinnen konnte. Zwei der prominentesten Framus-Spieler waren Attila Zoller und Jan Akkerman, die ein eigenes Signature-Modell erhielten. Beide Modelle, die AZ-10 und die Akkerman, werden seit einigen Jahren wieder originalgetreu hergestellt.
Der Konkurs und das vorläufige Ende
Zunehmende finanzielle Probleme und eine immer stärker werdende Konkurrenz, sorgten bei Fred Wilfer für Sorgenfalten. Besonders Mitbewerber aus dem asiatischen Raum konnten im Markt immer mehr Fuss fassen. Über die genauen Umstände der finanziellen Schwierigkeiten liegen keine aussagekräftigen Informationen vor.
Ende der Siebziger Jahre musste Framus Konkurs anmelden und die Produktion wurde eingestellt. Unglücklicherweise ging dadurch ein Grossteil des Firmenarchivs verloren. Wesentliche Teile der Firmengeschichte, aber auch Informationen zu einzelnen Produkten, bleiben bis heute nicht auffindbar.
Framus wird wiederbelebt
Unter der Führung von Hans Peter Wilfer, Sohn von Fred Wilfer, wurde 1995 die Marke Framus wiederbelebt. Wilfer besann sich auf die alten Werte von Framus und setzte den Fokus bei der Reunion auf den Bau von E-Gitarren.
Der heutige Firmensitz in Markneukirchen kommt nicht von ungefähr. Das beschauliche Städtchen liegt im südlichen Vogtland, nur unweit von der tschechischen Grenze und den früheren Fabrikstandorten entfernt. Der Betrieb zählt rund 65 Mitarbeiter. Das Produkteangebot umfasst heute ausschliesslich Warwick Bässe und Framus Gitarren.
Hochwertige Materialien und moderne Fertigung
In der Produktion werden vom Zuschnitt, über die Verleimung, bis zum Fräsen der Bodys alle Arbeitsschritte zentral durchgeführt. Dasselbe gilt für die Griffbretter und Hälse.
In der Lackiererei erhalten die Bodys ihren Anstrich, bevor sie in der Montage mit den übrigen Komponenten zusammengesetzt werden. Damit jedes Modell die hauseigenen Qualitätsanforderungen erfüllt, geht jede Gitarre durch die Endkontrolle und wird ausgestimmt. Wenn alles zufriedenstellend funktioniert, wird die Gitarre verpackt und an ihren Bestimmungsort versandt.
Der Custom-Shop – Darf es noch ein bisschen mehr sein?
Als Halskonstruktion kommt bei fast allen Modellen die „Bolt-in“-Lösung (geschraubt) zum Einsatz. Für den Hals verwendet Framus das spezielle, afrikanische Hartholz Ovangkol. Das dunkelbraune Holz erzeugt mit winzigen, gelben und schwarzen Streifen einen wellenartigen 3D-Effekt und sorgt so für eine einzigartige Optik.
Nebst den Standard-Ausführungen bietet Framus für einen Grossteil der E-Gitarren auch umfangreiche Optionen an. Im 1997 gegründeten und ständig wachsenden Custom Shop sind auf Wunsch hochwertige Deckenhölzer, alternative Griffbretter oder aufwändige Perlmutteinlagen erhältlich. Wer das nötige Kleingeld zur Verfügung hat, kann sich seine Gitarre mit einer LED-beleuchteten Kopfplatte und Griffbrett zum unwiderstehlichen Eyecatcher ausbauen lassen.
Modelle
Nach der Framus-Reunion wurden 1996 auf der Frankfurter Musikmesse die ersten Muster vorgestellt. Im gleichen Jahr kamen die Modelle Diablo, Renegade, Tennessee, Panthera und Hollywood als erste auf den Markt.
Nach einer vorübergehenden Absatzschwäche wurde 1999 die Produktion der Renegade eingestellt. 2002 wurde sie in einer veränderten Version wieder aufgelegt. Eine Neuauflage erfuhren auch die beiden Klassiker Akkerman (2001) und AZ-10 (2003).
Die aktuellen Modelle in der Übersicht:
Modellname | Variante / Ausführung | Hergestellt seit |
AK 1974 (Akkerman) | Custom | 2001 |
AZ-10 (Attila Zoller) | Single / Double Pickup | 2003 |
Blonde | 2005 | |
Camarillo | Custom | 2002 |
Diablo | Pro | 1996 |
Custom | 1996 | |
Light Scotch | 2003 | |
Hollywood | Custom | 1996 |
Manhattan | – | 2004 |
Monterey | – | 2005 |
Panthera | Pro | 1996 |
Custom | 1996 | |
Studio Pro | 2002 | |
Studio Custom | 2002 | |
Renegade | Pro | 1996-1999/2002* |
Custom | 2002 | |
Spitfire | Pro | 2004 |
Streetwalker | – | 2005 |
Tennessee | Pro | 1996 |
Custom | 1996 |
* 1999 wurde die Produktion eingestellt; Neuauflage 2002 in einer veränderten Version
Surftipp: framus.de – Offizielle Website
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