Wenn es um die beiden Pickingtechniken „Alternate Picking“ und „Economy Picking“ geht, sind die Gitarristen oft in drei Lager gespalten: die einen schwören auf Alternate Picking, für die anderen gibt es nur Economy Picking, und den dritten ist das Thema völlig egal! Was steckt eigentlich hinter diesen beiden wichtigen Picking-Varianten? Macht es überhaupt Sinn, sich darum zu kümmern? Und: zu welcher Gruppe gehörst Du?
Die Pickingrichtung, also die Richtung der Handbewegung und somit auch des Plektrums beim Picken, ist ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, die Pickingtechnik zu verbessern. Ich möchte Dir vor allem die weniger bekannte Economy Picking Technik vorstellen, mit der Du schneller und flüssiger spielen kannst. Es geht um die Richtung, in die sich das Plektrum beim Anschlagen der Saite bewegt.
Zwei Begriffe sind wichtig: upstroke (u) = Du pickst aufwärts; downstroke (d) = Du pickst abwärts.
I. Alternate Picking (=die Picking Hand bewegt sich „alternierend“/regelmässig auf- und abwärts)
Von Alternate Picking spricht man, wenn sich Deine Picking Hand synchron zu Deinem Fuss bewegt, während der Fuss den Takt klopft. Deine Picking Hand bewegt sich dann entweder gleich schnell wie Dein Fuss, oder zweimal, dreimal… so schnell. Alternate Picking ist einfach zu erlernen und daher auch am weitesten verbreitet… fast jeder Gitarrist spielt nach kurzer Zeit instinktiv mit dieser Pickingtechnik.
Hier ein Beispiel für die Alternate Picking Technik:
d u d u d u d u d --------5-7----------- -5-6-8------8-6-5--- --------------------7- ---------------------- ---------------------- ----------------------
Wenn Du diesen Lauf mit der Alternate Picking Technik spielst stellst Du fest, dass Du häufig mit dem Plektrum „über eine Saite springen“ musst, um den nächsten Ton in der richtigen Pickingrichtung spielen zu können. Beispielsweise musst Du nach dem 3. Ton (ein downstoke) auf der B Saite (im 8. Bund) mit dem Plektrum über die E-Saite springen, um dann den 1. Ton auf der
E-Saite (im 5. Bund) mit einem upstroke zu spielen. Das ganze fühlt sich beim Spielen zwar rhythmisch sicher an, ist aber nicht besonders effizient.
Vorteile/Nachteile von Alternate Picking:
+ Es ist jederzeit klar, ob der nächste Ton mit einem upstoke oder einem downstoke gespielt wird.
+ Es ist einfacher, rhythmisch solid und präzis zu spielen.
+/- Alternate Picking Läufe klingen eher „hart und attackierend“ (zum Beispiel sehr gut für Metal Riffs!).
Ein bekannter Vertreter der Alternate Picking Technik ist Paul Gilbert.
II. Economy Picking (die Picking Hand bewegt sich so ökonomisch/sparsam wie möglich)
Von Economy Picking spricht man, wenn man beim Saitenwechsel die Pickingrichtung wann immer möglich beibehält. Das geht nicht immer. Aber wenn es möglich ist, dann kann man das ausnützen und – wie der Name (Economy) sagt – „ökonomischer“ spielen. Mit der Economy Picking Technik zu spielen ist vor allem dann möglich und sinnvoll, wenn Du Läufe mit 3 Noten pro Saiten spielst.
Hier ein Beispiel für die Economy Picking Technik:
d u d d u u d u u --------5-7----------- -5-6-8------8-6-5--- --------------------7- ---------------------- ---------------------- ----------------------
Wenn Du diesen Lauf mit der Economy Picking Technik spielst, machst Du beim Saitenwechsel mit der Picking Hand keinen Richtungswechsel, sondern führst die Bewegung einfach weiter auf die nächste Saite. Du pickst den letzten Ton auf einer Saite und den ersten Ton auf der nächsten Saite in dieselbe Richtung, sparst also bei jeden Saitenwechsel eine Pickingbewegung. Das ganze klingt nach einiger Übungszeit flüssiger (als Alternate Picking), es klingt aber am Anfang rhythmisch weniger stabil und fühlt sich etwas seltsam an.
Vorteile/Nachteile von Economy Picking:
+ Du kannst schneller spielen (weil Du durchschnittlich 30% weniger Pickingbewegungen machst).
+/- Economy Picking Läufe klingen eher „flüssig und weich“ (klingt vor allem gut in Solos!)
Ein bekannter Vertreter der Economy Picking Technik ist Yngwie Malmsteen.
Ich habe mir erst nach einigen Jahren Alternate Picking auch die Economy Picking Technik angeeignet, um beim Solieren die Vorteile beider Spieltechniken ausnützen zu können – je nach Spielsituation – und möchte nicht mehr darauf verzichten müssen :-) Es braucht etwas Zeit und Durchhaltewillen!
Dan Keller schöpft aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung und vermittelt in der Artikelreihe Guitar School Of Music Workshops sein Wissen in den Bereichen Spieltechnik, Theorie, Improvisation, Komposition und Motivation/Lerntechnik. Er spielt seit über 30 Jahren Gitarre und kann auf eine bewegende Karriere als Live- und Studiomusiker, sowie als Gitarrenlehrer zurückblicken. Gitarrenunterricht gibt Dan Keller seit 1995. 2002 gründete er seine eigene Musikschule.
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